Dann ging es los, den Zugweg entlang und dann auf den Sportplatz, wo das Martinsfeuer brannte. Die Feuerwehr war natürlich immer dabei (und hatte vorher im Holzstoß gestochert, ob auch keine Igel drin waren) und es wurden dann die Weckmänner verteilt.
Wenn dieses tolle Ereignis vorbei war, ging es mit Freunden um die Häuser zum Laternensingen und Süßis sammeln. Oft gab es auch Mandarinen (Hurrah!) und 50-Pfennig-Stücke.
Der Ursprung des Martinsfeuers geht wahrscheinlich auf die Germanen
zurück, die damit das endgültige Ende des Sommers markierten und ihn
sozusagen verbrannten. Das sollte ihm die Möglichkeit zum Rückzug und
Kräftesammeln geben.
Der Laternenumzug ist zum einen irgendwie eine
Art Erweiterung des Feuers, würde ich sagen. Zum anderen hat er auch
einen "Paten" in der Liturgie - nämlich das Lucernarium, ein sehr
altes Abendritual der frühen Kirche. Es war ein "Lichtamt" sozusagen
und fand am Vorabend statt. Es wurde gesungen und je dunkler es wurde,
desto mehr Kerzen wurden entzündet um zu zeigen, dass das innere Licht
immer leuchtet. An hohen Feiertagen wurde aus dem Lucernarium eine
Lichterprozession. In der Anglikanischen Kirche findet sich dies
Tradition im Evensong heute noch.Die Laternenumzüge tragen somit zum einen das Feuer weiter, zum anderen bringen sie damit auch das Licht in die Welt.
Auch der Weckmann hat alte Ursprünge und ganz früher gab es ihn eigentlich erst zu Nikolaus. Das Pfeifchen, das er heute in der Hand hält oder unter dem Arm klemmen hat, hat sich aus Nikolaus' Bischofsstab entwickelt. Eigentlich war er mal ein typisch mittelalterliches Gebildebrot. Und ein wenig vor Nikolaus schmeckt er ja nun mal auch gut - und schließlich war Martin auch ein Bischof.
Geboren wurde er im Jahre 316 (ungefähr) in Savaria in der römischen Provinz Pannonien im heutigen Ungarn. Sein Vater war Offizier in der römischen Armee und stammte aus Pavia in Oberitalien, wo Martinus auch seine Kindheit verbrachte. Dort soll er auch das erste Mal Kontakt mit dem Christentum bekommen haben.
Mehr maulig als begeistert beugte er sich auch Herrn Papás Wunsch und trat in seine Fußstapfen. Eine große Wahl hatte er auch nicht, da er als Sohn eines Tribunus militaris vom Gesetz her dazu verpflichtet war.
Dort machte er auch rasch Karriere und stieg bereits mit 15 Jahren zur Leibwache Konstantins II. auf und ging nach Mailand. Das Christentum jedoch hatte für ihn nie an Faszination verloren und es stand ihm sogar immer näher, je länger er unter Julian in Gallien gegen die Alemannen kämpfte. In der Nähe der Civitas Vangionum wurde er schließlich sozusagen zum ersten bekannten Kriegsdienstverweigerer der Geschichte. Er wollte nicht gegen die Germanen kämpfen und teilte mit, er sei von Stund an kein miles Caesaris (Soldat des Kaisers) mehr, sondern ein miles Christi. Damit bat er auch gleichzeitig um Entlassung aus der Armee, was für einen Offizier wie ihn sicherlich ein Skandal war. So wurde ihm dieser Wunsch auch lange, lange verweigert. Erst nachdem er seine 25 Jahre abgeleistet hatte, wurde er durch Julian im Jahre 356 aus dem Militärdienst entlassen - im Alter von ca. 40 Jahren. Zwischendurch wurde er wegen seiner Verweigerung sogar inhaftiert.
In dieser Zeit ereignete sich auch die berühmte Szene der Mantelteilung. Martinus ritt in Amiens an einem fast nackten Bettler vorbei, für den er seinen Mantel auseinanderschnitt, damit er etwas hatte, das ihn wärmte. Im Traum ist ihm dann wohl Christus erschienen und trug eben jenen Mantel. Sicherlich nicht ungewöhnlich für einen Menschen, dem das Schicksal des Bettlers sehr ans Herz gegangen ist und der sich schon lange Zeit mit dem Christentum beschäftigte. Vielleicht dachte er ja auch an Jesu' Worte "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."
Kurz darauf wurde er getauft und reiste dann nach Pannonien, Mailand und Illyricum.
Nachdem Hilarius, der Bischof von Poitiers 360 aus seiner Verbannung zurückkehrte, schloss Martinus sich ihm an, lernte eine ganze Weile bei ihm und wurde dann Einsiedlermönch in Ligugé auf Land, das Hilarius ihm gegeben hatte. Es dauerte nicht lange, und es scharten sich dort Anhänger um ihn und Ligugé wurde somit zum ersten Kloster Galliens. Martinus blieb dort bis er 372 unter großem Beifall von Vol und Kirche Bischof von Tours wurde. Aus dieser Zeit stammt auch die Legende, die jedes Jahr etlichen Gänsen ein Ende als Martinsgans beschert. Martinus soll wenig begeistert gewesen sein von dem Gedanken, Bischof zu werden und empfand sich auch nicht als würdig genug. Also versteckte er sich in einem Gänsestall, damit er nicht ernannt werden konnte. Die Gänse aber schnatterten natürlich so laut, dass er entdeckt wurde.
Auch als Bischof lebte er weiterhin als Mönch - zunchst in einer Zelle nahe der Kathedrale und später im Kloster Marmoutier, das von ihm errichtet wurde und bald 80 Mönche beherbergte. Er gründete eine Reihe weiterer Klöster und bereiste seine Diözese zu Fuß, auf dem Esel und per Schiff. Während seines 25jährigen Episkopats festigte sich sein Ruf als Wundertäter durch das Heilen von Lepra und sogar die Wiedererweckung eines Toten. Ebenso war er öfter mal in Streitigkeiten um die Kirchenlehren verwickelt, so auch bei dem Heckmeck um Bischof Priscillian von Ávila, der als Häretiker bekannt war. Er wurde an Kaiser Maximus' Hof in Trier 386 der Hexerei angeklagt - damals ein Kapitalverbrechen. Martinus setzte sich für ihn ein und fand sich damit plötzlich gegen viele seiner Zeitgenossen stehend. Als Priscillian jedoch exekutiert wurde (der erste Tod wegen Ketzerei), explodierte dessen Anhängerschaft in Spanien förmlich und Maximus hatte sich so ziemlich ins eigene Fleisch geschnitten. Martinus protestierte gegen die Exekution wie ein Stehaufmännchen sowohl bei Maximus als auch bei Ambrosius von Mailand und Siricius von Rom. Das scheint den Herren allerdings ziemlich am Allerwertesten vorbeizugehen und Martinus verweigerte in seinem Zorn den Bischöfen, die die Verurteilung und Exekution vorangetrieben hatten, das Abendmahl. Prompt drohte der Kaiser damit, die Anhänger Priscillians und auch Leute, die mit Martinus selbst in Verbindung standen zu verfolgen, so fügte er sich zähneknirschend (und sicherlich mit ohnmächtiger, kochender Wut) und nahm besagte Bischöfe zumindest während der Bischofsweihe des Trierer Bischofs Felix wieder in die eucharistische Gemeinschaft auf.
Im hohen Alter schließlich hatte Martinus die Vision seiner eigenen Todes und starb am 8. November 397 im Alter von 81 Jahren in Candes und wurde am 11. November in Tours beigesetzt.
Seiner Verehrung breitete sich rasch aus - nicht nur wegen seines Rufes als Wundertäter schon zu Lebzeiten, sondern auch wegen seiner Biographie, die sein Freund Sulpicius Severus verfasste.
Quelle: Oxford Dictionary of Saints